Der Kreis Steinburg plant den Abriss zweier historischer Gebäude in der Viktoriastraße in Itzehoe, um an dieser Stelle, neben dem denkmalgeschützten alten Landratsamt, einen Neubau für die Kreisverwaltung zu errichten.
Für dieses Vorhaben hatte der Kreis einen europaweiten Realisierungswettbewerb ausgeschrieben, 10 zugelassene Teilnehmer präsentierten dem Kreis ihre Entwürfe. Ein vom Kreis ausgewähltes Gremium (darunter Architekten, Sachverständige, Vorsitzende, etc. – die Hälfte davon von außerhalb des Kreisgebietes) wählte drei Favoriten eines Neubaus aus.
Seit die Entwürfe des Wettbewerbs in der Presse veröffentlicht wurden und die Bürgerinnen und Bürger erfahren haben, was der Kreis in der Viktoriastraße (einer historischen Villenstraße) in Itzehoe plant, sind viele Steinburger aufgebracht. Die ausgewählten vermeintlich „modernen“ Entwürfe zum geplanten Neubau stoßen bei zahlreichen Bürgern auf Widerstand.
In einer Flut von Leserbriefen bisher nicht gekannten Ausmaßes äußerten Bürgerinnen und Bürger immer wieder ihr Entsetzen zu den Plänen des Kreises und schrieben von „Bausünden der 70er Jahre“, die Stadt habe „aus den Fehlern vergangener Zeiten nichts gelernt“, von „Parkhaus“ und „Plattenbau“ war die Rede, das neue Gebäude passe nicht zu den alten Villen.
Siegrid Kröger konnte im Rahmen einer Meinungsumfrage gemeinsam mit einigen Unterstützern innerhalb von ca. 10 Stunden (verteilt auf drei Tage) über 1.500 Unterschriften gegen den Abriss der historischen Fassaden sammeln.
„Ich hatte gehofft, wenn ich die vielen Unterschriften dem Bürgermeister und dem Landrat überreiche, würde der Kreis von seinem Vorhaben Abstand nehmen", so Siegrid Kröger.
Von dieser Umfrageaktion und den Leserbriefen unbeeindruckt, verfolgt der Kreis weiterhin seine Pläne zum Abriss. Bei einer im Kreishaus vom Kreis vorgenommenen Umfrage wurden Steinburger Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, sich für einen der drei ersten Plätze der Neubauentwürfe auszusprechen. Der Fassadenerhalt oder ein anderer der 10 Entwürfe wurde hierbei nicht mehr zur Wahl gestellt. Ausgewählt werden durfte nur einer der drei ersten vom Kreis favorisierten Entwürfe des Wettbewerbs, auch wenn sich viele Steinburger für den Platz 8, der den Fassadenerhalt zum Großteil vorsah, aussprachen. Mit 150 Stimmen war die Beteiligung an dieser vom Kreis veranlassten Umfrage dementsprechend gering.
Auch die Führung durch die laut Kreis maroden Gebäude überzeugte längst nicht alle Anwesenden von der angeblich schlechten Substanz:
„Gern hätte ich die maroden Stellen des Kreishauses gesehen. Stattdessen zeigte man uns Holzklappstühle als Ersatz für Büromöbel, sanitäre Einrichtungen, die vor 50 Jahren zuletzt renoviert wurden und einen kreisrunden farblosen Fleck in 20 cm Höhe an einem Mauervorsprung. Gesehen haben wir auch im ersten Stock einen 40 Jahre alten Muff verbreitenden Filz-Bodenbelag. In unserer Gruppe waren alle entsetzt über den Sanierungsstau, wirklich marode Substanzen wurden nicht vorgeführt. Der feuchte Keller, der vorgeführt wurde, befand sich in einem der neueren Gebäude der 90er Jahre. Meine Empörung über eine derartige Führung hat mich veranlaßt mich unverzüglich mit Siegried Kröger in Verbindung zu setzen.“ so Elke Wübbe.
Inzwischen ist das Architekturbüro bbp: architekten aus Kiel vom Kreis Steinburg mit der Realisierung seines Entwurfes zum Kreishausneubau (Platz 2 des Wettbewerbes) beauftragt worden.
Unsere Initiative (der auch Frau Kröger angehört) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die historischen Fassaden (das alte Bahnhofshotel und das Bollhardt´sche Gebäude) vor dem Abriss zu bewahren.
-> Mehr zu den Zielen der Initiative
Gemäß des Gutachtens des AC Architekten Contors aus Itzehoe vom Mai 2011 ist eine Sanierung zu einem Preis von 5,6 Mio. Euro möglich. Diese Kalkulation zur Sanierung umfasst 5 Gebäude des Kreises: nicht nur die hier im Streit stehenden Gebäude (das alte Bahnhofshotel und das Bollhardt´sche Gebäude), sondern darüber hinaus auch die Sanierung des alten Landratsamtes, des Sozial- und Veterinäramtes und des Medienzentrums.
Dieses Gutachten zur Sanierung umfasst sogar die temporäre Unterbringung der Mitarbeiter in Bürocontainern während der Sanierung.
Wenn der Kreis über die Sanierungsumme hinaus noch etwas Geld investieren würde, könnte unserer Meinung nach auch die Barrierefreiheit gewährleistet werden. Versprünge in den Geschossen könnten z.B. über den Einbau von Fahrstühlen gelöst werden, diese könnten Übergänge von einem in das nächste Haus schaffen.
Direkt einen Tag nach Bekanntgabe durch das Ministerium in Kiel, dass das Bürgerbehren zulässig ist, hat die Kreisverwaltung ein Gerüst am alten Bahnhofshotel aufstellen lassen (7.500 Euro Kosten bis zum Bürgerentscheid, pro weiteren Tag 93,- Euro netto).
Der Kreis beruft sich auf ein Gutachten, welches das Aufstellen des Gerüsts an dem alten Bahnhofshotel rechtfertigen soll. In diesem Gutachten steht allerdings mehrmals, dass das Gerüst erst dann wirklich zwingend notwendig wird, sobald die Bauarbeiten beginnen. Wir haben die Stellen in diesem Dokument markiert. Ganz unten steht zum Abschluss noch: „Die Sicherungsmaßnahme s o l l t e unverzüglich vorgenommen werden, ...“
Das Gerüst verursacht (durch die Befestigungsbohrungen) viele zusätzliche Schäden an der Fassade. Im Gutachten ist zudem beschrieben, dass das Gerüst auf dem Vordach der Fassade steht. Die Fassade hält das Gerüst. So marode, wie der Kreis es den Bürgern weiß machen will, kann die Fassade also nicht sein... Ein Handwerker könnte es an einem Tag für ein paar Hundert Euro reparieren. Kein Bürger würde sein Haus abreißen, nur weil irgendwo der Putz bröckelt!